Rückkehr ins Mutterland
 


Die Umsiedlung

Nach dem Ende des deutschen Westfeldzugs mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands von Compiègne am 22. Juni 1940 sah die Sowjetunion den Zeitpunkt gekommen, die Rückgabe Bessarabiens nach 22 Jahren (ihrer Meinung nach widerrechtlichen) Zugehörigkeit zu Rumänien zu erreichen. Mit dem besiegten Frankreich hatte Rumänien seinen Bündnispartner verloren. Am 28. Juni 1940 besetzte die sowjetische Rote Armee überraschend das Territorium Bessarabiens. Rumänien bekam zuvor ein 48-stündiges Ultimatum zur Abtretung gestellt, dem es kampflos nachkam. Wie im Geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 verabredet, duldete das Deutsche Reich die Besetzung. Gegenüber der Sowjetunion bekundete es sein Desinteresse an der Bessarabischen Frage, aber nicht am Schicksal der dort lebenden etwa 100.000 Volksdeutschen. Hitler-Deutschland verlangte die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung ins Deutsche Reich. Am 5. September 1940 unterzeichneten die Sowjetunion und das Deutsche Reich in Moskau einen Umsiedlungsvertrag. Er ermöglichte allen Bessarabiendeutschen die Umsiedlung nach Deutschland. Jeder Bewohner ab 14 Jahre konnte die Entscheidung darüber selbst treffen. Gründe, in die Umsiedlung einzuwilligen und sie sogar als Rettungsmaßnahme anzusehen, waren:

  • Furcht vor Rechtlosigkeit (Deportation)
  • Aufgabe des eigenen Bodens (Zwangskollektivierung)
  • Ende des deutschen kulturellen und kirchlichen Lebens
  • Einsetzende Verarmung in Bessarabien schon vor der Besetzung
  • Hoffnung auf ein materiell besseres Leben im Deutschen Reich
  • "Völkische Pflicht" zur "Rückkehr" ins "Mutterland"

Nahezu geschlossen entschied sich im September 1940 die 93.000 Personen umfassende deutsche Volksgruppe zur Umsiedlung. Zurück blieben nur etwa 1000 Deutsche (meist wegen Ehepartnern anderer Volkszugehörigkeit oder hohen Alters). Die praktische Durchführung lag bei der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi), einer SS-Organisation. 600 uniformierte SS-Männer (ohne Rangabzeichen) wurden nach Bessarabien entsandt. Sie registrierten die Umsiedlungswilligen und schätzten als gemeinsam deutsch-sowjetische Umsiedlungskommission deren Vermögen zwecks späterer Entschädigung. Im September und Oktober 1940 reisten die Bessarabiendeutschen mit 30 kg Gepäck pro Person ab. Frauen und Kinder wurden auf Lkw zu den bis zu 150 km entfernten Donauhäfen mit Sammellager transportiert, die Männer folgten als Treck mit Pferdewagen. Nach kurzem Aufenthalt ging es auf Ausflugsdampfern der Donauflotte 1000 km donauaufwärts in Richtung Deutschland.

Die Umsiedlung war faktisch ein Rückzug aus 125 Jahre alten Siedlungsgebieten deutscher Ostsiedler.

Umsiedlertreck am Pruth 1940

"Aus Bessarabien sind wir gezogen
alle Deutsche, arm und reich,
keiner ging den Weg auf Rosen
alle waren wir jetzt gleich"

"Eingespannt und schwer beladen
stand der Wagen vor der Tür
liebe Eltern, liebe Kinder,
alles andere bleibt jetzt hier"

"Gott der Herr wollt es nicht haben,
dass wir solln zugrunde gehen
denn er will uns heimwärts führen
dass es uns soll Wohl ergehen"

Aus Bessarabien im Oktober 1940
 
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